Schülerreportagen

Reportage 1: Einkaufen in Zeiten von Corona

Heute schon Corona eingekauft?
Die Spur herumliegender Handschuhe wird immer dichter, je näher man einem Supermarkt kommt. Man merkt, dass sich auch in Woche drei der umfangreichen Kontaktbeschränkungen im Leben der Deutschen weiterhin große Veränderungen vollziehen. Um die nach wie vor steigenden Infektions- und Todesfälle in den Griff zu bekommen, werden immer drastischere Maßnahmen getroffen.

So bilden sich vor dem Supermarkt zum einen volle Parkplätze und Menschenschlangen wie selten zuvor. Derartige Zustände kennen eigentlich nur DDR-Bürger, die damals für Bananen oder das Begrü-ßungsgeld angestanden haben. Da in Corona-Zeiten nur noch eine begrenzte Anzahl an Einkaufswagen für die Menschen bereitsteht und eine Wagenpflicht verhängt wurde, führt dies zu einer beabsichtigt limitierten Menge an Personen im Laden. Zum anderen erscheint es sonderbar, dass die zum Teil mit Schutzmasken ausgestatteten Einkaufenden in Abständen zu anderen Personen vor dem Laden gedul-dig warten. Hintergrund dafür ist natürlich die von der Regierung vereinbarte Abstandsregelung. Den-noch werden die Griffe der Einkaufswagen von zusätzlich eingestelltem Personal gereinigt und desin-fiziert. Trotz alledem können sich die Kunden mit kostenlosen Schutzhandschuhen ausrüsten.
Auch innerhalb des Ladens zeigen sich ungewöhnliche Bilder. Vieles ist nicht mehr so, wie es einmal war. Zum Verbot einer Selbstbedienung bei Backwaren gesellen sich vielerorts leere Regale (die Idee, einzelne Bierflaschen der Marke „Corona Extra“ in ansonsten leergefegten Regalen zu platzieren, dürfte je nach Betroffenheit ein geteiltes Echo hervorrufen).

 

Ergänzend finden sich Hinweisschilder zur ausschließlichen Abgabe haushaltsüblicher Warenmengen. Viele Kunden gieren nach Nudeln und sonstigen Eierteigwaren. Auch Reis, Mehl und „Dosenfutter“ werden vergeblich gesucht. Andere Käufer versuchen Toilettenpapier zu ergattern. Selbst Kunden, die nicht zum Hamstern neigen, hört man sagen: „Da ich seit zwei Wochen kein Klopapier mehr gesehen habe, nehme ich jetzt eine Packung mit, obwohl ich noch gar keine brauche.“ Im schlimmsten Fall führen diese Zustände sogar zu Streit zwischen „normalen“ und eher übervorsichtigen oder belehrenden Einkaufenden. Auch verbalen Auseinandersetzungen zwischen Mitarbeitern und unvernünftigen bzw. ignoranten Kunden sind Realität. Leider können die Gründe für derartige Unstimmigkeiten nicht immer gleich beseitigt werden, weil der Nachschub aufgrund der Grenzschließungen nicht reibungslos funktioniert. „Wir haben aktuell ein Problem mit unserer Lieferkette“, berichtet der Marktleiter. Auch wenn man den Laden wieder verlässt, begegnet man noch einmal den Abstandsmarkierungen. Diese gehören genauso zum Kassenbereich wie die neuerlich installierten Schutzwänden, durch die man möglichst nur noch kontaktarm mit Plastikgeld zahlen soll.
Trotz aller Schwierigkeiten und angesichts des Ernstes der Lage bestehen in Deutschland dankenswerter Weise noch relativ geordnete und zivilisierte Verhältnisse. Vermutlich werden diese Zustände noch mehr als zwei Monate andauern, obwohl sich sicher die Mehrheit der Bevölkerung eine zeitigere Normalisierung wünscht. Dies gilt wahrscheinlich auch für die Leute, die aus dem Laden kommen, ihre Plastikhandschuhe in den Mülleimer werfen, welche sich dann letzten Endes manchmal wegen Überfüllung in der näheren Umgebung verteilen.

Lennox

 

 

Reportage 2: Der alltägliche Wahnsinn der Hamsterkäufe

Morgens bemerkt man, dass die Milch fehlt und das Müsli ohne Milch staubtrocken ist. Deshalb zieht man sich an und geht los. Man geht um die Ecke und traut seinen Augen nicht. Was machen all diese Menschen vor dem Supermarkt? Da ich die Milch unbedingt brauche, begebe ich mich nun zu all den angespannten und sichtlich genervten Leuten.

Von Hamsterkäufen hat man in den letzten Tagen schon viel gehört. Nur jetzt erlebt man es am eigenen Leibe. Wer in diesen Tagen einkaufen geht, wird das ein oder andere leere Regal vor sich sehen, da alle Menschen voller Panik Dinge wie z.B. Nudeln oder Toilettenpapier leer kaufen. Muss man das tun? Werden die Läden dann wirklich geschlossen? Haben die ganzen Vorräte einen Sinn? Meine Milch brauche ich trotzdem noch. Im Supermarkt herrscht ein großes Durcheinander. Leute drängeln und schubsen sich, damit sie noch etwas von den Waren ergattern. Einkaufswagen stehen im Weg rum und es wird sich gestritten, wer als nächstes ans Regal darf. Langsam merke ich, wie mein Herz anfängt zu rasen und meine Hände schwitzen. Wenn ich mich jetzt nicht genauso verhalte, bleibt dann überhaupt etwas für mich übrig? Wovor haben sie alle Angst? Soll ich noch etwas von den Nudeln mitnehmen? Aber wir haben doch noch alles zu Hause. Langsam schiebe ich mich durch die Massen zur Milch vor. Die ältere Dame neben mir schimpft mit einem Jugendlichen: „Das ist ja unerhört!“ und zeigt mit dem Finger auf ihn. Bestimmt hat er zu viel eingepackt. So langsam wird es auch etwas unangenehm, da mir in den Rücken geatmet wird und ich andauernd angerempelt werde. Ich möchte nur meine Milch bezahlen und so schnell wie möglich hier raus. Zu Hause angekommen frage ich meine Mutter, ob wir jetzt auch so viel einkaufen müssen. Sie sagt: „In den Nachrichten steht, dass man auf jeden Fall einen Vorrat für alle Fälle anlegen soll. Es ist jedoch nicht notwendig kiloweise Toilettenpapier und Fertiggerichte zu kaufen. Bei frischen Lebensmitteln sollte man darauf achten, dass man später das verdorbene Essen nicht wegwerfen muss“. Ich möchte mehr über die Hamstereinkäufe erfahren und telefoniere mit meinem Opa, der in einer anderen Stadt lebt und frage ihn, wie es dort so ist. „Viele Menschen haben einfach Angst. In den Nachrichten steht auch, dass man einen Vorrat für ungefähr 10 Tage haben sollte.“, erzählt mir mein Opa. Er sagt auch, dass jüngere Leute alles leer kaufen und Ältere fast nichts mehr bekommen. Meine Eltern arbeiten beide im Schichtdienst, deshalb frage ich meinen Vater, wie er die Einkaufssituation findet. Er berichtet mir, dass immer wenn er einkaufen geht, häufig die gleichen Produkte ausverkauft sind und er somit keine Möglichkeit mehr hat etwas zu bekommen, wenn eine neue Lieferung eintrifft.

Ich finde es schade, dass viele Menschen so reagieren, obwohl es ausreichend Lebensmittel und Dinge des alltäglichen Bedarfs gibt. Hier sieht man, dass sich Menschen in solchen Zeiten nur egoistisch verhalten und sich von ihren Ängsten leiten lassen. Wenn diese momentane Krise noch länger anhält, wird die aktuelle Situation mit den Hamsterkäufen zunehmen. Dies wird dann zu einem erhöhten Konfliktpotenzial führen.

Erwin