Lernen und Trainieren am Oberschulzentrum Mals, Südtirol/Italien (im Rahmen des EU-Programmes Erasmus+ Sport)

Hallo liebe Schulgemeinschaft, ich bin Bryan Mai und gehe bei uns in die 9. Klasse. Im letzten Monat hatte ich die Möglichkeit, für 4 Wochen in Italien am OSZ-Mals zur Schule zu gehen und sportartspezifisch zu trainieren. Ich möchte euch nun von meinem Aufenthalt, Erlebnissen und meinem Tag/Wochenablauf berichten.

Vorweg – die Verbindung zur Schule habe ich durch meinen ehemaligen Trainer im Badminton bei der HSG DHfK Leipzig e.V. bekommen. Dieser ist vor 3 Jahren dorthin gewechselt, da er die Möglichkeit bekam, an der Schule badmintonspezifisch zu lehren und in einem angeschlossenen Verein als Trainer zu arbeiten. Mittlerweile war ich auch schon mehrmals in den Ferien für internationale Trainingslager dort. Die Schule ist ein Schulzentrum mit gymnasialer Ausbildung und daneben Sportschule, u.a. mit Landesschwerpunkt Badminton.

Ich bin am 6.9. früh morgens mit Schul-, Sport- und Freizeitgepäck bepackt gestartet, da gab es schon die erste Schrecksekunde. Mein ICE nach München ist einfach ausgefallen, so wurde der Morgen etwas stressiger, da ich einen anderen ICE nehmen musste und so über Umwege nach München gekommen bin. Von da aus lief alles reibungslos, ich bin mit dem Railjet nach Landeck (Österreich) gefahren und von dort anschließend mit dem Bus über den Berg/Reschenpass nach Mals/Südtirol, wo mich meine Gastfamilie abholte. Die gesamte Reisezeit betrug 11,5 h, das war ganz schön langwierig.

Am Montag ging es dann gleich auf zum ersten Schultag, nicht nur für mich, sondern auch für die Südtiroler nach 14 (!) Wochen Sommerferien. An dem Tag wurden viele organisatorischen Dinge geklärt und ich wurde auch komplett in das Schulsystem und in die Klasse eingebunden. In der Klasse wurde ich herzlichst aufgenommen und man wollte mich eigentlich auch nicht mehr gehen lassen. Ab Dienstag ging es dann richtig los, meinen Wochenplan.

Zu den Fächern: Soz: Sozialwissenschaften, Deu: Deutsch, Ital: Italienisch, Vwl/Rwk: Rechts-, Wirtschafts- und Volkslehre (GRW bei uns), Nat: Naturwissenschaften (Chemie, Physik, Biologie), Mat: Mathe, Eng: Englisch, BuS: Bewegung und Sport (Sport bei uns, dort allerdings eher spielerisch), Ge: Geschichte, IKT: Informatik Unterricht (Ausbildung Internationaler Computerführerschein), Kraft Tr.: Kraft Training, Athletik Tr.: Athletik Training, Badminton Tr.: Badminton Training.

Abends: Badminton Training im Badminton-Verein oder Laufen (der Verein ASV Mals ist ein erfolgreicher italienischer Badmintonverein).

An zwei Wochenenden standen Turniere an, eines in Chiari und eines in Bozen. Da ich ein ärztliches Zeugnis, was man für Turniere in Italien braucht, nicht hatte, konnte ich bei diesen Turnieren leider nicht mitspielen, aber dabei sein, unterstützen und coachen waren auch eine schöne Erfahrung. An einem weiteren Wochenende habe ich mit meiner Gastfamilie eine Wanderung zu einer Schaukel oberhalb von Mals gemacht. Von dort aus hat man einen traumhaften Blick über das Malser Tal, die Region Vinschgau (…da wo die meisten Äpfel in unseren Supermärkten herkommen) und den schneebedeckten Bergriesen Ortler mit knapp 4.000 m Höhe.

In diesem Monat habe ich bei meiner Gastfamilie in Laas gewohnt (ca. 25 Busminuten von Mals entfernt). Zu diesem Ort hat Leipzig auch eine Verbindung, denn in Laas wird der bekannte besonders weiße Laaser Marmor abgebaut. Dieser wurde in riesigen Blöcken bis 2019 nämlich noch von einer Leipziger Material-Schrägbahn vom Bruch ins Tal gefahren. Diese Bahn war vom Hersteller Adolf Bleichert AG aus Leipzig Gohlis! Die Bahn wurde leider stillgelegt, da die Wartungs- und Instandhaltungskosten zu hoch wurden. 

In meiner Zeit in Italien habe ich auch einige Unterschiede zwischen unserer und der Gastschule kennengelernt, diese würde ich euch jetzt auch einmal mitteilen.

Die Schule beginnt jeden Tag um 7:30 Uhr (für mich war Aufstehen 5:30 Uhr) und geht immer bis 12:50 Uhr, außer am Mittwoch – da ist einmal Nachmittag Unterricht, der dann bis 16:10 Uhr geht. Apropos Unterrichtsdauer, eine Unterrichtsstunde geht 50 Minuten und es gibt selten Doppelstunden. Die Fächer Chemie, Physik und Biologie sind dort zu einem Fach zusammengefasst und es wird dann immer nach einem Drittel des Schuljahres gewechselt.  Die Schüler bleiben immer im selben Raum, das bedeutet man wechselt den Raum für die verschiedenen Unterrichtsfächer nicht, außer für IKT und Nat, wen man etwas experimentiert.

In den Pausen kann man im Raum bleiben, sich mit Freunden an den verschiedenen Tisch-Inseln im Haus treffen, in der Schulbar einen guten Kaffee (ital. „caffé“, kein Filterkaffee) trinken und dazu etwas leckeres Essen oder man geht in den Supermarkt, der 5 Minuten zu Fuß entfernt ist. Die Mensa ist auch nicht im Schulgebäude, diese ist ebenso ca. 5 Minuten fußläufig entfernt. Außerdem sind Handys in den Pausen erlaubt, während dem Unterricht müssen sie allerdings in einem Ständer abgelegt werden, was kein großes Ding ist und jeder routinemäßig macht.

Wie man am liebsten seine Informationen aus dem Unterricht aufschreibt, ist jedem selbst überlassen. Man kann normal Papier und Stift verwenden aber auch einen Laptop oder Tablet. Dafür gibt es dann auch ein für jeden zugängliches Schul-WLAN, das man einfach mit seinen Anmeldedaten aus dem IKT-Unterricht verwenden kann. Wenn man etwas auf dem Laptop geschrieben hat und man braucht es dann aber in Papier, dann ist das auch kein Problem, denn jeder kann in den IKT-Räumen kopieren oder drucken so viel er möchte. Oftmals durfte man im Unterricht auch aus dem Raum gehen und an einer der vielen Tisch-Inseln arbeiten.

Das waren so die größten Unterschiede für mich im Schulleben. Ich finde einiges gar nicht so schlecht, wie zum Bespiel, dass man in der Pause im Schulhaus bleiben darf oder auch das jeder Dinge ausdrucken kann, die er für den Unterricht benötigt. Außerdem finde ich die Handy-Regelung sehr gut, denn dadurch, dass sie in den Pausen erlaubt sind, gibt es im Unterricht kein Problem damit, dass welche am Handy spielen oder länger auf der Toilette sind. Da sich alle an die Regeln halten, ist es nicht komplett verboten, sodass man auch mal schnell eine Nachricht schreiben oder den Vertretungsplan abchecken kann. In den ersten beiden Wochen waren in den Pausen noch viele am Handy, das hat sich dann aber schnell gelegt, sodass es nur noch Vereinzelte gab.

Was mir auch sehr gefallen hat war, dass man selbst entscheiden kann, wie man lernen möchte. Wenn jemand lieber mit dem Laptop oder Tablet arbeitet, dann kann er das machen oder wenn man lieber mit Papier und Stift arbeitet dann geht das natürlich auch. Das freie Lernen an den Tisch-Inseln fand ich auch sehr schön, da man so mal aus dem Raum gekommen ist und zudem sehr produktive Lernphasen entstanden sind.

Das war mein Bericht über mein 4-wöchiges Leben und Lernen in Südtirol, es wird mir eine bleibende Erinnerung sein. Damit möchte ich mich aber auch noch einmal herzlichst bei Frau Karthäuser und der Schulleitung bedanken, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, eine Erlaubnis im Rahmen des Programmes Erasmus+ zu erhalten. Das gilt natürlich auch Werner Oberthaler (Schulleiter am OSZ-Mals) und seinem Team, welche die Aufgabe als Gastschule auf sich genommen haben sowie dem Verein ASV Mals. Besonderer Dank gilt natürlich meiner Gastfamilie, die mich wirklich wunderbar aufgenommen und mich wie einen Teil ihrer Familie behandelt haben. Zu guter Letzt danke ich ebenso meinen Eltern, welche mich über gut ein Jahr bei meiner Planung und Vorbereitung dieser besonderen Reise unterstützt haben.

Bryan Mai, 19.10.25